Mittlerweile versuchen neben Spitzensportlern und Rehapatienten auch Mitglieder in Fitnessstudios, sich auf Blackroll oder ähnlichen Rollen mit schmerzverzerrtem Gesicht wieder „weich“ zu rollen. Dabei haben Experten der Faszienforschung vier verschiedene Trainingsformen entwickelt.
Zunächst ein kurzer Rückblick:
Was sind Faszien?
Faszien befinden sich nicht nur zwischen der Haut und der Muskulatur, sondern ragen auf eine verflochtene Art und Weise bis in die Muskelzellen hinein. Fazien bilden bzw. sind Faszien das Bindegewebe. Auch Bänder und Sehnen gehören zum sogenannten myofaszinalen Gewebe („myo“ heißt Muskel und „faszial“ bindegewebige Hülle). Abhängig vom Einsatzort verändert das Gewebe seine Struktur. Die Eigenschaften, bleiben hedeicg die gleichen– u.a. die Fähigkeit, Impulse einer Bewegung aufzunehmen und diese in eine leichtfüßige Bewegung umzusetzen. Wie ein Netzt durchziehen die Faszien den ganzen Körper und können durch gezielte Bewegungen angesprochen werden.
Warum sollte jeder seine Faszien trainieren?
Dynamische Dehnbelastungen fehlen häufig bei der typischen Schreibtischhaltung sowie Schonhaltungen aufgrund von Überbelastungen oder nach Verletzungen und Operationen. Diese führt zur Entwicklung von ungeordneten, wuchernden Querverbindungen in der Fasernetzstruktur. Die Folgen: Das Gewebe verfilzt zunehmend, wodurch man unbeweglich wird, steif und häufig über Schmerzen klagt. Diese Schmerzen kann man verhindern!
Dynamische Dehnungen und elastische Federungen regen beim Fazial-Fitness-Training die sogenannten Fibroblasten an. Dadurch herscht im Alltag wieder mehr Beweglichkeit, höhere Leistungsfähigkeit, weniger Schmerzen und mehr Spaß in der Bewegung!
Es wird vermutet, dass die Häufigkeit der Rückenprobleme sich innerhalb des muskulären Bindegwebe befindet. Fehlende Kraft und Elastizität des Bindegewebes aufgrund von Bewegungsarmut oder einseitiger Belastungen, können Risse und Wunden, aber auch Verfilzungen und Verhärtungen im Bindegewebe entstehen lassen und die wahren Gründe für Schmerzen sein. Belastungen, Spannungen, Traumata, und Bewegungen werden vorzugsweise über sogenannte fasziale Transmissionlinien durch den Körper weitergeleitet. Ein Beispiel hier für ist: das Problem liegt im Bereich des Knöchels, man spürt den den Schmerz aber im Knie, warum?, weil sich die gesamte fasziale Struktur verändert hat. Die Heilung des Gewebes, kann mithilfe von speziellen Dehnübungen gefördert werden. Noch besser ist natürlich die Geschmeidigkeit und Elastizität der Faszien beizubehalten. Doch wie?
Mittlerweile haben sich vier Trainings-Bereiche etabliert, welche die Faszien auf unterschiedliche Weise fordern. Es gibt sehr aktive Trainings, zum Beispiel das „Elastic Rebound“, sowie eher passive Elemente wie etliche Release-Techniken. Außerdem kommen zeitlupenartig langsame Mikro-Bewegungen zum Einsatz, wie beim „Fluid refinement“ oder langsamer Varianten der dynamischen Dehnung. Zwei Trainingsbereichen stellen wir Ihnen im Folgenden vor.
- Soft Tissue Stretching
Faszien reagieren unter anderem auf Dehnungsreize- vor allem auf das langsame, dynamische und langkettiges Dehnen mehrerer Muskelgruppen. Der Stretch ist mit einer Aktivierungsdehnung bei einer Katze oder einem Löwen zu vergleichen. Dabei wird für ganz wenige Sekunden fließend eine Körperposition in den endgradigen Winkel eingenommen. Im Yoga gibt es zahlreiche Dehnübungen, die besonders wirksam sind. Die Stellung „Brücke“, ebenso wie die etwas fortgeschrittenere „Bogen“-Stellung und das „Kamel“ führen zum Beispiel zu einer einfachen, regulierten Dehnung der oberflächlichen Frontallinie.
Die Faszien werden in sogenannten myofasziale Leitbahnen oder Meridiane eingeteilt. Dabei handelt es sich um fasziale oder indirekte (mechanische) Verbunden, wie z.B. einen Knochen, in einer durchgehenden Richtung und auf gleichbleibender Gewebeschicht. Die Bindegewebszellen werden dazu angeregt, altes Kollagen, einer der Hautbestandteile des faszialen Gewebes, durch neues und geschmeidigeres zu ersetzten. Durch diese Dehnungsart werden die kollagene Struktur wie Bänder und Sehnen erreicht und aktiv angesprochen. Diese wirkt sich auf die gesamte körperliche Beweglichkeit aus.
2. Rebound Elasticity
Guckt man sich die Wettkämpfe in der Disziplin Gewichtheben an, kann man kaum glauben, dass ein Mensch in der Lage ist, solch eine Masse anzuhaben. Studien zeigen , dass ein durchschnittlicher Mann in der Lage ist nur 50kg zu heben. In Wirklichkeit sind aber viel höhere Lasten möglich. Wie kann das sein? Rebound Elasticity entspricht einer aktiven Faszien Kontraktion, die beim Anheben von Gewicht bis zu 80% beteiligt ist, so werden nur 20% der Arbeit muskulär verrichtet. Der Katapult-Effekt wird an dieser Stelle ausgenutzt. Ähnlich wie beim Känguru, dieser springt dank seiner Faszien und Sehnen, die sich wie ein Katapult spannen und explosionsartig entspannen bis zu 13 Meter weit. Auch wir Menschen nutzen diesen Effekt: Das Hüpfen oder auch das Werfen,wird hauptsächlich aus der dynmaischen Federung und dessen Bewegung.
Die kinetische Energie wird sowol beim Gewichtheben als auch beim Känguru in den kollagenen Fasern kurzzeitig gespeichert und anschließend mit einem viel höheren Energiegehalt losgelassen. Die vorbereitende Gegenbewegung ist daher ein wichtiges Element im Trainingsbereich der Rebound Elasticity. Hierbei ist es wichtig, das richtige Zeitgefühl zu finden, damit die Eigendynamik der Bewegung entstehen kann. Setzt man diesen Effekt gekonnt bei Körperbewegungen ein, sehen diese leicht und endlos aus. Die vorbereitende Gegenbewegung kann auch mit der Bewegungsqualität eines Uhrenpendels veglichen werden. Der Bewegungfluss wird an einem Punkt langsamer, um anschließend die gesamte Energie mit viel Geschwindigkeit wieder loszulassen.
Kampfkünste und verschiedene Tanzarten nutzen diesen Effekt. Wer sein fasziales Gewebe trainiert, der kann maximale Kraftleistungen erbringen. Diese Übungen aktivieren nicht nur die Vernetzung der Faszien, sie stärken auch die beteiligten Muskelgruppen.
Shape Up Vita ZKZ 82615 Nummer 03 Mai/Juni 2014